Wirtshaustauglich

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In der Therapiehundeausbildung wurde mir ein Teil der theoretischen Ausbildung erlassen, weil ich sie mit Filippo bereits gemacht hatte. Einige der theoretischen Inhalte waren aber neu dazu gekommen. Die Vorträge fanden in einem Gasthaus statt. Nur im Ausnahmefall war es gestattet, die Hunde dabei zu haben. Ich bat darum, Jamie mitnehmen zu dürfen, weil er nicht gewohnt war, längere Zeit im Auto zu sein. Er war es noch nicht einmal gewohnt, stundenlang alleine zu sein. Er durfte also mit ins Wirtshaus zu dem Vortrag.

Peinlich!

Ich war froh, dass ich mich nicht um einen Hundesitter umschauen musste. Bald bereute ich es aber, ihn mitgenommen zu haben. Ein zweiter Hund war auch dabei, der brav und ruhig zu Frauchens Füßen lag und döste. Jamie war aber ganz und gar nicht im Relax-Modus. Er wollte zu dem anderen Hund, er wollte die Aufmerksamkeit meiner Sitznachbarn, er wollte mit Leckerli gefüttert werden, er wollte spielen, er wollte, dass sich irgendetwas tut und sich irgendjemand ausgiebig mit ihm beschäftigt.

Er winselte aus Leibeskräften und wenn er damit niemanden dazu bewegen konnte, sich mit ihm zu beschäftigen, dann forderte er die Aufmerksamkeit mit Bellen ein. Der Vortrag wurde dadurch empfindlich gestört. Es war mir furchtbar peinlich, dass mein angehender Therapiehund keine Ruhe geben wollte.

Neben uns saß die Leiterin der Ausbildungsstelle. Zu Beginn war sie uns noch wohlgesonnen und ging amüsiert auf Jamies charmante Annäherungsversuche ein. Nachdem er aber immer aufdringlicher wurde, meinte sie schließlich doch genervt: „Der ist aber noch nicht wirtshaustauglich! Da müsst ihr noch dran arbeiten!“

Ja, ich wusste, dass er noch nicht wirtshaustauglich war. Und das war nicht das Einzige, was wir noch nicht drauf hatten. Zu diesem Zeitpunkt war das Ende der Therapiehundeausbildung noch  nicht in Sicht. Viele Monate folgten, in denen ich einen großen Teil meiner Freizeit mit Jamie geübt habe – mit und ohne Hundetrainer.

Wir müssen noch üben

Trotz Training ist Jamie auch jetzt noch nicht so gelassen bei einem Gasthausbesuch, wie Filippo es war, ohne jemals trainiert zu haben. Filippo nahm stillschweigend und gelassen zur Kenntnis, dass andere Hunde und viele Menschen anwesend waren. Wenn das Servicepersonal wollte, dass er unter dem Tisch oder unter der Bank Platz nahm, dann akzeptierte er das. Zwar etwas widerwillig – auch Filippo lag gerne mitten unter den Menschen – aber ohne zu Murren oder gar zu Bellen.

Als Jamie zu uns kam, war die Situation mit zwei Hunden im Gasthaus oder im Kaffeehaus schon weniger entspannend. Aber Jamie kuschelte sich zumindest zeitweise an Filippo, so dass ich die Zeit auch genießen konnte.

Vor ein paar Tagen war ich zu einer Feier eingeladen. Ich wusste, dass ich dort nicht nur ein, zwei Stunden bleiben würde und überlegte gar nicht mehr, ob ich Jamie ins Gasthaus mitnehmen sollte. Ich fragte gleich meine Freunde, ob sie sich am Nachmittag und am Abend um ihn kümmern wollten. Manchmal ist es mir mit Jamie einfach zu stressig.

Es geht aber nicht nur darum, dass ich mich nicht gut entspannen kann, wenn Jamie ununterbrochen im „Action-Modus“ ist. Auch ihm tut es nicht gut, wenn er nicht zur Ruhe kommt. Filippo hat im Gasthaus die meiste Zeit geschlafen, zwischendurch mal am Wasser geschlappert und geschaut, ob ich noch da bin, sich ein paar Streicheleinheiten geholt, und wieder weiter gechillt. Er machte einen zufriedenen Eindruck. So als wäre er einfach nur froh gewesen, dass er dabei sein durfte.

Das wäre doch gelacht!

Jamie ist bei solchen Aktivitäten so aufgeregt, das sie auch für mich nicht besonders erholsam sind. Die vielen Eindrücke machen ihn ganz wuselig. Er ist total aufgedreht, auch wenn ich vorher ausreichend mit ihm spazieren war und er die Möglichkeit zu viel Bewegung hatte.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass wir das auch noch hinkriegen. Das wäre doch gelacht. Vielleicht sollte ich mich einfach mehr mit ihm in Gasthäuser und Kaffeehäuser aufhalten? So dass es eine ganz normale Situation für ihn wird – wie das täglich Arbeiten gehen. Da funktioniert es ja mittlerweile auch recht gut.

Die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben. Ich habe die Vision, mit einem entspannten Hund gemütlich in einem schattigen Gastgarten zu sitzen. Denn was gibt es Schöneres bei sonnigem Wetter?

 

Einen schönen Tag!

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