Erinnerungen

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In letzter Zeit bin ich oft ein wenig wehmütig, weil ich viel an Filippo denken muss. Vor einem Jahr war sein Gesundheitszustand nicht mehr sehr gut und ich musste mich damit auseinandersetzten, dass es eine Zeit ohne ihn geben wird. Viele Alltagssituationen kommen mir in den Sinn: Filippo und Jamie, eng aneinander gekuschelt. Filippos wohltuende Gelassenheit in der Wohnung und sein ausgeprägter Jagdtrieb (weniger wohltuend) draußen. Die Ausbildung zum Therapiehund und seine Freude, mit mir zu Patienten fahren zu dürfen. Die Urlaube mit ihm und seine Ruhe am Campingplatz. Filippos Gutmütigkeit in jeder Situation – immer friedlich und beschwichtigend.

Beschwichtigungssignale

Filippo hätte als Paradebeispiel für die ganze Reihe von Beschwichtigungssignalen herhalten können, die Turid Rugaas in dem Buch „Die Beschwichtigungssignale der Hunde“ beschrieben hat. Er war immer um Harmonie bemüht und hat unangenehme Situationen nicht mit Aggression gelöst. Ein paar wichtige Beschwichtigungssignale sind auf der Homepage eines deutschten Tierschutzvereins beschrieben. http://www.adoptiere.eu/index.htm?/tipps_infos/seite_tipps_calming.htm

Die Spaziergänge mit Filippo sind allerdings erst in seinen letzten Lebensmonaten entspannter geworden. Viele Jahre war es nicht möglich gewesen, mit Filippo auf einer Wiese spazieren zu gehen. Abrufen war nicht mehr möglich, weil er binnen Sekunden im Jagdmodus war und auf Kommandos nicht mehr reagierte. An der Leine war er kaum zu halten, weil er so intensiv mit Fährtensuche beschäftigt war. Deshalb habe ich lange Zeit vermieden, mit Filippo auf Wiesen, Felder oder im Wald spazieren zu gehen.

Eingebremst

Mit abnehmender Gesundheit war er allerdings nicht mehr in der Lage schnell zu laufen, geschweige denn zu jagen. Die Spaziergänge fielen recht kurz aus und oft ging ich mit Jamie noch eine Extrarunde, damit der Kleine seinen Bewegungsdrang stillen konnte. Wenn es Filippo einigermaßen gut ging, machten wir aber auch hin und wieder einen richtigen Spaziergang, nicht nur eine kleine „Gassi-Runde“.

So sind wir vor ungefähr einem Jahr einmal bei herrlichem, schon frühlingshaftem Wetter, über die Wiese hinter unserem Wohnblock gegangen. Filippo musste nach kurzer Zeit eine Rast machen und legte sich auf dem Feldweg nieder. Jamie ließ ich während dessen auf der Wiese schnuppern und laufen. Es dauerte nicht lange, bis ich von einem stämmigen, glatzköpfigen Herrn, der 100 m weiter auf der Terrasse eines eingezäunten Gartens stand, angeschrien wurde: „Nehmens sofort den Hund an die Leine – sonst gibt’s gleich was!!!“ Was es dann geben würde hat er mir nicht gesagt und ich hätte es auch nicht wissen wollen.

Womöglich hat er sich von dem vier Kilo schweren, fröhlich schnuppernden, freundlich mit dem Schwanz wedelnden Jamie bedroht gefühlt. Oder dachte er, der humpelnde, sich träge bewegende Filippo würde einen Hasen jagen? Weshalb hätte er sich sonst das Recht herausgenommen, mich so zornig darauf hinzuweisen, meine Hunde unverzüglich anzuleinen?

Es hat mich verärgert und ich wollte wissen, ob der Unfreundliche im Recht gewesen war. Ich habe mich schlau gemacht und mich über das Hundehaltegesetz informiert.

Hundehaltegesetz

Das OÖ. Hundehaltegesetz sieht zwar vor, dass ein Hund so beaufsichtigt, verwahrt und geführt werden muss, dass weder Mensch noch Tiere gefährdet werden. Die Leinenpflicht gilt allerdings nur für das Mitführen an öffentlichen Orten.

Tatsächlich hat es eine Zeit gegeben, in der es gesetzeswidrig gewesen wäre, Filippo auf einer Wiese frei laufen zu lassen, weil er Wild aufgestöbert hätte. In dieser Zeit habe ich es vermieden mit ihm ohne Leine zu gehen. Allerdings war er ziemlich geschickt darin gewesen, zu entwischen – wenn notwendig auch mit Leine.

In seinen letzten Lebensmonaten war das aber kein Thema mehr. Filippo war – für Jedermann ersichtlich – schon so gebrechlich, dass ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen mehr machen musste. Wir haben also an besagtem Tag – vor ungefähr einem Jahr – uns weder an einem öffentlichem Ort aufgehalten, noch hat einer meiner Hunde Menschen oder Tiere gefährdet.

Der unfreundliche Herr hätte also besser daran getan, seine Nerven zu schonen und uns einen unserer letzten kleinen gemeinsamen Ausflüge mit seinem unberechtigtem Zorn nicht zu verderben.

 

Einen schönen Tag!

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