Filippo ist tot

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Wie vereinbart kam die Tierärztin am späten Nachmittag zu uns nach Hause. Ich war froh, dass ich sie schon kannte. Sie war außerdem bei unserem Vorgespräch am Telefon sehr verständnisvoll gewesen, obwohl ich die meiste Zeit das Weinen nicht unterdrücken hatte können.

Filippo blieb auf der Decke liegen, als die Tierärztin läutete. Sie begrüßte beide Hunde liebevoll, kniete sich zu Filippo auf die Decke und begutachtete seinen riesengroßen Bauch. Dann erklärte sie mir den Ablauf, während Jamie aufgeregt den Inhalt des Tierarztkoffers untersuchte.

Zuerst wurde Filippo ein Narkosemittel gespritzt. Dann mussten wir warten, bis Filippo eingeschlafen war. Filippos Muskeln beim Maul und im Bauchbereich zuckten. Jamie wuselte die ganze Zeit um uns herum. Ich fragte mich, ob er mitbekommen würde, was da vor sich geht. Nachdem die Tierärztin sicher war, dass Filippo betäubt war, wurde in den Brustkorb das Medikament gespritzt, das zum Atem- und Herzstillstand führte. Sie horchte so lange das Herz von Filippo ab, bis es aufhörte zu schlagen. Seine Augen waren die ganze Zeit geöffnet, aber es sah aus, als wäre er friedlich eingeschlafen. Jamie schnupperte immer wieder an Filippo herum, war nervös aber offensichtlich (noch) nicht beunruhigt. Ich hingegen war jetzt endlich ruhig und hatte die Gewissheit, dass es die richtige Entscheidung war.

Wie lange das Ganze genau gedauert hat, kann ich nicht mehr sagen. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Auch den Todeszeitpunkt könnte ich nicht genau sagen. Die Tierärztin ist um 17 Uhr herum gekommen und nach 18 Uhr wieder gegangen. Dazwischen wurde mir viel erklärt – auch wie es nun mit Filippo weitergehen soll.

Filippo ist noch bei uns

Nachdem die Tierärztin gegangen war, rief ich die Tierbestattung an. Sie sagten mir, dass mein Hund erst am nächsten Tag abgeholt werden kann und meinten, es wäre gut, wenn er wo wäre, wo es eher „kühl“ wäre – zum Beispiel am Balkon. Also packte ich Filippo in eine Decke und legte ihn auf den Balkon.

Jetzt erst kam Jamie die Sache ganz eigenartig vor. Er versuchte sich durch die Decke einen Weg zu Filippo zu bahnen. Ich machte die Decke wieder auf und er schnupperte an Filippo und leckte seine Augen und seine Ohren ab. Dann sah er mich an, als würde er sagen: „Frauchen, mit Filippo stimmt was nicht“. Ich sagte ihm, dass Filippo jetzt tot ist, machte die Decke wieder zu und auch die Balkontür. Es war schon recht kalt draußen und hatte in der Nacht immer noch so 1 bis 2 Minusgrade.

Dann rief ich Jamie, um noch einmal mit ihm raus zu gehen. Jamie kam zu mir, ließ sich die Leine anmachen, rannte dann aber sofort mit der Leine zur Balkontür und winselte. Dann rannte er zu mir, sah mich an, winselte und rannte wieder zur Balkontür. Vielleicht fragte er sich, warum Filippo auf dem Balkon bleiben müsse, während wir raus gehen.

Gleich nachdem wir zurück waren, rannte er wieder zur Balkontür und wollte bei Filippo nachsehen. Das wiederholte sich noch viele Male an dem Abend. Aber ich ließ ihn immer wieder nachsehen. Um Mitternacht war Filippos Körper kalt und auch die Leichenstarre hatte schon begonnen. Jamie leckte trotzdem noch immer seinen Körper ab und schnupperte an Filippo.

In der Nacht durfte Jamie ausnahmsweise bei mir im Bett schlafen. Und wider Erwarten kamen wir beide zur Ruhe und konnten schlafen.

Filippo wird abgeholt

Jamies erster Weg am Morgen war zur Balkontür. Er wollte zu Filippo und beschnupperte ihn noch ein letztes Mal ausgiebig. Zwischendurch kam er immer wieder winselnd zu mir und sah mich an. Um viertel nach sieben kam bereits die Tierbestattung. Zuerst wurden die Formalitäten erledigt, dann trugen der Mitarbeiter und ich Filippo auf einer Bare und eingewickelt in die Decke nach unten. Filippo wurde zur Fahrt ins Krematorium München in den gekühlten Lieferwagen der Firma gelegt. Nachdem die Formalitäten erledigt waren und der Mann von der Tierbestattung wieder weg war, waren Jamie und ich ohne Filippo. Für immer.

 

Traurige Grüße


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